Unternehmensverkauf: Please fasten your seatbelts

Piloten gehen vor jedem Flugstart eine Checkliste durch. Eine optimale Vorbereitung ist auch für den Verkäufer eines Unternehmens entscheidend. Damit kann er sicherstellen, dass er seine Ziele erreicht. Zudem können unliebsame Überraschungen während der Transaktion verhindert werden.

Stellen wir uns vor, wir sind mitten in einem Unternehmensverkauf. Der Käufer bittet den Verkäufer um Kopien der Aktienzertifikate. Der Verkäufer kann diese jedoch nicht finden. Das ist, wie wenn kurz vor der Landung das Kerosin ausgeht und es stellt sich die Frage: Kommen wir noch ans Ziel? Mit Gewissheit hätte dieses Problem vor der Transaktion und ohne Zeitdruck einfach gelöst werden können. Mitten im Verkaufsprozess hingegen kann es im schlimmsten Fall zum Abbruch der Transaktion führen.

Die folgenden Fragen können dabei helfen, einen Unternehmensverkauf vorzubereiten:

 

1. Habe ich einen Nachfolgeplan?

Wie ein Pilot nicht einfach losfliegen kann, sondern die Flugroute und das Ziel kennen muss, trifft dies auch auf den Verkäufer eines Unternehmens zu. Dem Verkäufer sollten seine Ziele und Bedürfnisse bewusst sein, z.B. ein möglichst hoher Verkaufserlös, die Altersvorsorge oder die Sicherung des Fortbestandes des Unternehmens und der Arbeitsplätze. Vielleicht möchte der Verkäufer auch nach dem Verkauf des Unternehmens als Arbeitnehmer oder Berater für das Unternehmen tätig sein. Dementsprechend kann auch ein idealer Käufer gesucht und ausgewählt werden.
 

2. Wie sind die Bedingungen auf dem Markt?

Wiederum vor dem Start klärt ein Pilot die verschiedenen Bedingungen vom Ausgangspunkt bis zum Zielflughafen ab. Für eine Verkäuferin bedeutet dies, dass sie in der Vorbereitungsphase die Marktbedingungen analysiert. Ist es ein guter Zeitpunkt für einen Verkauf? Dabei könnte auch eine Bewertung helfen, eine bessere Vorstellung zum aktuellen Unternehmenswert zu erhalten.
 

3. Welche negativen Folgen kann eine solche Transaktion für mein Unternehmen haben?

Welche Folgen haben Vertragsverhandlungen und ein möglicher Verkauf auf das Unternehmen? Wie könnten Mitarbeitende und Kunden darauf reagieren? Wer soll wann und wie weit informiert werden? Mit einem Stresstest können Risiken für das Unternehmen im Zuge einer Transaktion vorgängig abgeklärt werden. Dazu müssen die wichtigsten Elemente des Unternehmens bestimmt und anschliessend auf ihre Stressresistenz hin überprüft werden. Dies können wichtige Patente, etablierte Marken, eine treue Kundschaft oder gute Mitarbeitende sein.

Für eine solche Analyse sollte genügend Zeit eingeplant werden. Externe Berater können bei einem Stresstest helfen und dank ihrer Expertise und ihrer Sicht von aussen einen wertvollen Beitrag dazu leisten. Bevor ein Kaufinteressent Einsicht in das Unternehmen erhält, sollte vertraglich sichergestellt werden, dass er dem Unternehmen keinen Schaden zufügen kann (z.B. durch eine Geheimhaltungsvereinbarung).
 

4. Sind ausgegebene Aktien bei einem Aktienkaufvertrag griffbereit?

Wenn bei einem Aktienverkauf ausgegebene Aktien nicht mehr gefunden werden können, wird es ein turbulenter Flug. Unter Umständen müssen Aktien für kraftlos erklärt werden und die Wiederherstellung des rechtlich korrekten Eigentumsnachweises in Bezug auf das Unternehmen benötigt Zeit. Daher sollte im Vorfeld einer Transaktion abgeklärt werden, ob der Eigentumsnachweis seit der Gründung nachvollzogen werden kann und ob sich ausgegebene Aktien auch tatsächlich noch an ihrem Aufbewahrungsort befinden.

In diesem Zusammenhang gilt es noch zu erwähnen, dass Inhaberaktien (unter Vorbehalt gewisser Ausnahmen) abgeschafft wurden. Inhaberaktien sollten in Namenaktien umgewandelt werden.
 

5. Welche Probleme und Risiken bestehen im Unternehmen? Kann ich sie vor dem Verkauf noch bereinigen?

Probleme sollten möglichst vor der Übergabe gelöst werden. Mit der vorgängigen Bereinigung von Problemen kann auch ein höherer Kaufpreis gefordert werden.

Gibt es noch Risiken mit gewissen Vertragspartnern (z.B. Haftungsrisiken, Zahlungsprobleme bei Kunden, Leistungsstörungen)? Solche Risiken können im Rahmen einer Due Diligence durch den Verkäufer eruiert werden.

Wichtige Vereinbarungen oder eine Geschäftspraxis mit Kunden, Lieferanten oder Mitarbeitenden sollten schriftlich festgehalten sein, so dass sie auch für den Käufer ersichtlich und nachvollziehbar sind.

 

Während des Fluges erhält der Pilot Anweisungen und Unterstützung durch die Fluglotsen. Auch ein Verkäufer eines Unternehmens sollte sich bereits vor der Transaktion mit dem Verkaufsprozess vertraut machen und sich von Steuer-, Rechts- und Finanzberatern unterstützen lassen. In diesem Sinne wünschen wir einen angenehmen Flug.